Das Projekt "Oral-History.Digital"
Das Projekt Oral-History.Digital entwickelt eine Erschließungs- und Recherche-Plattform für wissenschaftliche Sammlungen von audiovisuell aufgezeichneten narrativen Interviews. Sie unterstützt sammelnde Institutionen und Forschungsprojekte bei der Archivierung, Erschließung und Bereitstellung sowie der sammlungsübergreifenden Recherche, Annotation und Auswertung von Zeitzeugen-Interviews.
Forschende und Interessierte aus Bildung und Öffentlichkeit können die Interviews über Filter- und Volltextsuche sammlungsübergreifend durchsuchen. Angemeldete Nutzende können die Audio- oder Video-Dateien mit Untertiteln und Begleitmaterialien ansehen und in ihrer Arbeitsmappe annotieren. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite "Recherchieren".
Interviewprojekte in Museen, Universitäten oder Stiftungen können ihre Audio- und Video-Interviews mit Begleitmaterialien hochladen, mit Werkzeugen für Transkription oder Verschlagwortung bearbeiten und für Bildung und Wissenschaft bereitstellen. Sammlungsinhaber*innen finden Werkzeuge und Empfehlungen für Transkription, Spracherkennung, Verschlagwortung etc. Je nach Erschließungszustand und Rechtesituation können die Interviews mittels einer differenzierten Nutzerverwaltung zugänglich gemacht werden.
Im Sinne der FAIR-Prinzipien macht Oral-History.Digital die Interviews als audiovisuelle Forschungsdaten auffindbar, zugänglich, verknüpfbar und nachnutzbar. Ein differenziertes Rechtemanagement schützt die Persönlichkeitsrechte der Interviewten. Die Infrastruktur umfasst einen Medienserver für Transkodierung und Streaming und ein Repositorium mit Erschließungs- und Rechercheansicht. Die Langzeitarchivierung mit Persistent Identifiers über CLARIN gewährleistet die dauerhafte Verfügbarkeit der Interviews, unabhängig von der Projektlaufzeit. Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten "Mitmachen" und "Dokumente".
Oral-History.Digital wird in der Community gemeinsam mit Pilotnutzer*innen aus Forschungsprojekten, Museen, Archiven, Stiftungen entwickelt und getestet. Forschende aus Linguistik, Sozialwissenschaft, Bildungswissenschaft und Anthropologie begleiten das Projekt in einem Wissenschaftlichen Beirat.
Sechs Partnerinstitutionen arbeiten in Oral-History.Digital zusammen. Mit der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, dem Archiv Deutsches Gedächtnis der FernUniversität Hagen und der Werkstatt der Erinnerung an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg bringen die größten Oral History-Einrichtungen in Deutschland ihre Sammlungsbestände, Erfahrungen und Kontakte in eine gemeinsame Forschungsinfrastruktur ein. An der Universität Erlangen-Nürnberg wird die Rechercheumgebung für eine Studien zur Oral History der Migration erprobt. Das Bayerische Archiv für Sprachsignale der Universität München gewährleistet die Langzeitarchivierung und unterstützt die Interviewerschließung im Bereich von Spracherkennung, Alignment und Anonymisierung. Der Lehrstuhl für Medieninformatik der Universität Bamberg unterstützt die Arbeiten zu Normdaten, Suchfunktionalitäten und Rechtemanagement.
Oral-History.Digital wird seit 2020 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Förderprogramm „e-Research-Technologien“ gefördert. Eine zweite Förderphase (2023 bis 2026) ist von der DFG bewilligt worden. Die Freie Universität Berlin wird die Infrastruktur danach weiterführen, als wissenschaftliche Dienstleistung auch für anderen Interviewarchive.
- Zum Interviewportal
- Linde Apel, Almut Leh, Cord Pagenstecher, Oral History im digitalen Wandel. Interviews als Forschungsdaten, in: Linde Apel (Hg.), Erinnern, erzählen, Geschichte schreiben. Oral History im 21. Jahrhundert, Berlin: Metropol 2022, 193-222, https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/PDF/apel_erinnern_ebook_offen.pdf